Abschluss des Bunkai-Lehrgangs...

08.05.2013 -

Sensei Stefan Mayr eröffnete den fünften und letzten Lehrgangsteil mit einer kurzen verbalen Zusammenfassung der Bedeutung von Bunkai, das ja im krassen Gegensatz zu den erlaubten Techniken im Sportkarate steht. Er ging dabei besonders auf die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten ein, die den einzelnen Kata im Sinn von Kampfkunstsystemen innewohnen. "Bunkai" bedeutet ja im ursprünglichen Wortsinn "zerlegen" und meint damit das intensive Studieren aller Einzelheiten der Bewegungsmöglichkeiten und Körperpositionen, die zu einer einzelnen Technik-Sequenz einer Kata gehören. Durch diese Herangehensweise wird dem fortgeschrittenen Karateka schnell klar, daß ein klassischer Block nicht notwendigerweise genau diese Funktion haben muss, sondern vielmehr die gleiche Technik als sehr wirksamer Angriff ausgeführt werden kann.
Sehr hilfreich und eigentlich unabdingbar ist beim Studium des Bunkai das Wissen um die Atemi-Punkte ("Körpertreffpunkt"), die auch Funakoshi Gichin in seinen Büchern beschreibt. Es gibt viele Möglichkeiten im Karate, diese Vital-Punkte zu treffen, aber hier ist die Punktgenauigkeit eines der Hauptmerkmale. Techniken wie Oizuki erzielen nicht die in dem Sinn gefordete Wirkung, daher sind hier die wichtigsten Handtechniken eher Ippon-Ken, Shuto, Haito, Teisho, Keito und Uraken. Bei den Beintechniken ist die Auswahl geringer, in vielen Bunkai-Sequenzen kommen z.B. Hiza Geri, Sokuto oder Kakato vor.

Im Rahmen des Lehrganges führte Stefan Mayr die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Bunkai-Möglichkeiten von Heian Nidan, Jion, Kankudai und Empi. Es war sehr eindrucksvoll zu sehen und in der Übung zu erfahren, wie verschieden eigentlich die einzelnen Kata im Bezug auf Bunkai sind und welche breite Palette von Anwendungsmöglichkeiten jeder einzelnen Kata innewohnen. Sehr wichtig für alle Karateka war auch die Erkenntnis, daß die Übung von Bunkai nur dann Sinn macht, wenn tori und uke gleichermassen korrekt "miteinander" arbeiten. Das bedeutet, jede Technik (Angriff oder Abwehr) ist korrekt und entschlossen auszuführen, die richtige Distanz ist zu wählen und als uke muß ein realistisches Verhalten gezeigt werden. Das Üben von Bunkai ist ja auch eine Form von Kumite, was im Wortsinn "verbundene Hände" bedeutet und damit wird noch zusätzlich leicht verständlich, worauf es bei dieser Art der Übung wesentlich ankommt.

Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren von der Art der Übung und den erlernten Inhalten begeistert und bedankten sich herzlich bei Sensei Mayr für seine Unterweisungen!