Karate Sommerlehrgang mit Sensei Marchini und Sensei Restelli

22.06.2010 -

Zum ersten Mal dabei ist auch eine kleine Gruppe von 9 Buben und Mädchen aus dem Sozialprojekt Concordia (Betreuung von Strassenkindern) von Pater Georg Sporschill. Hier sind neben anderen Betreuungsaktivitäten rund 80 Kinder und Jugendliche an 2 Standorten ("Stadt der Kinder" in Ploiesti, "Concordia-Farm" in Aricesti) in das Projekt integriert, die auf Einladung von Sensei Ewald Roth nach Wels gekommen sind. Einmal im Jahr besucht Sensei Roth die Einrichtungen des Projektes und unterstützt  die Organisation mit Sach- und Geldspenden, die während des Jahres in OÖ gesammelt werden.


Donnerstag, 24. Juni:

Der Lehrgang begann mit einer Begrüßung durch den Hausherrn, Sensei Ewald Roth, der alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer und vor allem die Sensei herzlich begrüßte. Nach  gemeinsamer Meditation und Aufwärmen eröffnete Sensei Marchini die Übungsstunde mit Kihon. Im Zentrum seiner Ausführungen stand Kime, zentrales Element und essentieller Bestandteil des Karate-do. Kime bezeichnet die Energie, die in dem Moment größter Anspannung während eines Stoßes, Schlags oder Trittes übertragen wird. Alle Bewegungen des Kämpfers sollen schnell und entspannt ausgeführt werden, bis es im Moment des Treffens der Technik, im Kihon meist als Endposition dargestellt, zur Entladung der Energie kommt. Das richtige Kime ist gerade für Anfänger eine große Schwierigkeit, da alle Muskeln bis zum letzten Moment des Auftreffens völlig locker bleiben und damit eine sehr schnelle Bewegung ermöglichen sollen. Nur in diesem Moment des Auftreffens soll Kime, die volle Anspannung des gesamten Körpers (nicht nur der an der Technik beteiligten Gliedmaßen), zur Wirkung kommen. Sofort nach der Technik soll der Kämpfer wieder in den Zustand völliger Entspannung zurückfallen, um gegebenenfalls eine Folgetechnik schnell genug ausführen zu können. Die Fähigkeit zur zeitlichen Beschränkung der Anspannung auf diesen kurzen Moment im schnellen Wechsel mit absoluter Entspannung bedarf eines jahrelangen Trainings.

Im zweiten Teil der Trainingseinheit wurde gruppenweise Kata geübt: die Dan-Träger erarbeiteten unter Leitung von Maestro Marchini Tekki Sandan mit Bunkai, die Mittelstufe übte mit Sensei Restelli intensiv Bassai Dai, die Unterstufe studierte unter Sensei Boccuni  ausführlich die Kata Heian Shodan und ihre Herausforderungen als Vorbereitung für die Kyu-Prüfung am kommenden Sonntag.

Der Maestro und die Sensei bemühen sich sehr, ihr Wissen und Können weiterzugeben und haben wieder eine tolle erste Übungseinheit gestaltet - wir freuen uns auf die nächsten Trainings!


Freitag, 25. Juni:

Die kleinen Gäste aus Rumänien verbrachten auf Einladung von Ewald einen gemeinsamen kulinarischen Nachmittag auf der Terrasse des Budokan. Unsere Karate-Experten Cheesy, Vini, Lukas und Christoph Buchinger warfen unter den strengen Augen von Edith den Grill an und überzeugten die hungrigen Mägen mit superleckeren Fischen, Koteletts und Grillwürsteln, verschiedene Salate und Brote ergänzten die ausgiebige Mahlzeit. Besonders nett war der Besuch von VzBgm Hermann Wimmer mit seiner charmanten Gattin Petra, die sich lebhaft mit den jungen Gästen unterhielten. Zum Abschluß des kleinen Festes gab es noch leckeren Erdbeerkuchen, beigestellt von Petra Wimmer.

Gegen Abend gings dann zum gemeinsamen Training in die Raiffeisen-Arena, wo Maestro Marchini im der ersten Trainingsteil des Abends seine Ausführungen zu Kime und extakter Ausführung der Technik fortsetzte. Er erarbeitete mit allen Karateka eine Kombination von 36 grundlegenden Techniken, die wie in einer Kata nacheinander ohne Pause ausgeführt werden und gerade auch deshalb sehr geeignte sind, um an sich selbst die Lehrinhalte vom Maestro zu erfahren. Besonders spannend und erkenntnisreich war dann die Übung mit dem Partner, bestehend aus einem Faustangriff und einem Block. Trotz der einfach scheinenden Kombination war es für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht einfach, sich an den Rhythmus der aufeinanderfolgenden Ausführung zu gewöhnen, insbesondere bei der Ausführung mit Kime.

Im Kata-Teil des Trainings übte die Unterstufe Heian Nidan (Sensei Boccuni), die Mittelstufe beschäftigte sich intensiv mit Bassai Dai Bunkai (Maestro Marchini) und die Oberstufe trainierte die Kata Gankaku. Das Bunkai Training der Mittelstufe war besonders interessant, weil der Maestro den Karateka in einer sehr bildhaften Sprache und Ausführung demonstrierte, das Karate-do zu jeder Zeit aus 100%iger Technikausführung besteht, sonst ist es nur Gymnastik. Es müssen Körper und Geist völlig übereinstimmen und aus dem Hara heraus die Technik ausführen, nach der Überzeugung, dass es nur genau diese eine Möglichkeit für Verteidigung oder Angriff gibt!


Samstag, 26. Juni:

Morgens um 9.30 Uhr besuchte der Geschäftsführer des max.centers in Wels, Hr. Egbert Holz unsere kleinen Gäste aus Rumänien und übergab ihnen kleine Geschenke, verpackt in einen netten kleinen Rucksack - das Glänzen in den Augen der Kinder zeigte die tiefe Freude und Dankbarkeit - herzlichen Dank an Hr. Holz!

Die vormittägliche Übungseinheit begann mit der Fortsetzung der Kihon-Übungen, die um weitere Techniken ergänzt wurden. Maestro Marchini wieß insbesondere auf die den Übungen innewohnenden Konzepte der Verteidung hin und betonte, dass es wesentlich für den Erfolg ist, sich intensiv mit den Konzepten zu beschäftigen und diese zu verinnerlichen.

In der Katastunde setzte die Unterstufe fort mit dem Bunkai zur Heian Nidan, die Mittelstufe übte intensiv Jion mit Sensei Boccuni, mit den Dan-Trägern erarbeitete Maestro Marchini verschieden Bunkai-Möglichkeiten von Gankaku.

Nach den schweißstreibenden Übungen gab es eine Labung in Form von frischen Grill-Henderln und Gebäck vom Bio-Bäcker Weninger, sowie genügend erfrischende Getränke für die durstigen Seelen :)

Im zweiten Übungsteil des Tages standen Kata im Mittelpunkt der Trainingsarbeit: Heian Sandan und Yondan für die Unterstufe, Jion und Tekki Shodan für die Mittelstufe, die Oberstufe beschäftigte sich intensiv mit Niju Shiho und Bunkai. Maestro Marchini und die Sensei führten die Karateka in neue Tiefen der technischen Ausführung der einzelnen Kata sowie des Bunkai. Insbesondere bei den Partnerübungen betonte der Maestro den Stellenwert der Zusammenarbeit beider Partner beim Bunkai.-Training oder auch beim Kihon-Partner-Training. Wenn nicht auch der angreifende Übungspartner tori seine technischen Aufgaben korrekt und mit Kime ausführte, dann ist es für den Verteidiger uke nicht möglich, Fortschritte in seinem technischen Niveau zu ereichen - im Gegenteil: beide lernen etwas, das grundlegend falsch ist und daher nicht dem Geist von Karate-do entspricht.


Sonntag, 27.Juni:

Ab 9 Uhr begann der Maestro mit einem speziellen Kihon als ergänzende Aufwärmübungen (Taiso), die je nach Graduierung unterschiedliche Techniken beinhaltet und in Form einer Kata ausgeführt wird. Diese Kihon-Übungen wurden speziell entwickelt und haben den Namen Kokoro Taikyoku ichi, ni und san.

Danach wurden je nach Graduierung drei Gruppen gebildet, die jeweils wieder eine Kata bzw. im zweiten Teil der Übungseinheit Kata und Bunkai unter Leitung der Sensei erarbeiteten. (Heian Sandan und Yondan, Kanku Dai, Gojushiho Dai). Höchst beeindruckend und ein Erlebnis waren dabei die erklärenden Ausführungen von Maestro Marchini, der es versteht, allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine besonders faszinierende Seite und Tiefe des Karate-do zu zeigen, deren Existenz man sich ohne solche Hinweise wohl nie vorstellen könnte.

Es ist jedes Jahr von neuem ein höchst anspruchsvoller Lehrgang, der hier im Budokan abgehalten und von Maestro Marchini eindruckvoll geleitet wird.  So erleben wir immer wieder ,  welche Tiefe eigentlich im Karate-do wirklich vorhanden ist und auf welcher Stufe der technischen und geistigen Auseinander-setzung wir uns befinden. Die Ausstrahlung des Maestro, seine Demonstrationen und seine Hinweise gehen auf die Teilnehmer über und fordern sie in jeder Minute des Lehrganges in einer ungewohnten Intensität.

Wir bedanken uns bei Maestro Marchini und den Sensei für ihr Bemühen um unsere Verbesserung und bei Sensei Ewald Roth für die Organisation und  freuen uns schon sehr auf den nächste Lehrgang in Wels (am letzten Juni-Wochenende 2011).

HWS