Karatelehrgang der Sonderklasse in Schwanenstadt

24.10.2010 -

Bereits das erste Training am Freitag abend eröffnete uns eine Menge neuer Perspektiven unserer Kampfkunst. Nach der Begrüßung und dem Aufwärmen begann der Maestro mit Kihon-Übungen und erklärte, daß gerade die ernsthafte Beschäftigung mit dem Kihon jene Basis darstellt, die unabdingbar für die Techniken im Training von Kata und Kumite ist. Die anspruchsvollen Kombinationen von Arm- und Beintechniken (im Wechsel Block und Angriff) forderten Körper und Geist der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr, besonders als dann der Maestro die Ausführung mit Kime verlangte. Durch die Demonstrationen von Sensei Marchini wird sehr schnell klar, was Kime eigentlich bedeutet und daß Kime den Ausgang im Hara nimmt und nicht entsteht, wenn man nur die Faust kräftig ballt oder das Bein zum Mae geri richtig streckt. Eindrucksvoll zeigte uns der Meister den Unterschied zwischen einer Technik, ausgeführt mit der Erfahrung und dem Kime von 40 Jahren intensiver Beschäftigung mit Karate do und einer Ausführung ohne Einsatz von Hara.

Gegen Ende der anstrengenden Übungseinheit übten wir gemeinsam die Kata Empi und wieder konnten wir auf Grund von beispielhafter Vorführung den Unterschied zwischen seinem Kime und "unserem" Kime erkennen.

Am Samstag wurden die Übungsinhalte vom Vortag konsequent fortgesetzt und um einige Techniken erweitert. Einige Übungen bestanden darin, Blocktechniken - im Gegensatz zur gewohnten Ausführung - offensiv nach vor zu üben. Maestro Marchini erklärte uns, welches Konzept hier daninter steht und demonstrierte uns die Ausführung von uke, wie man diese in einer realen Angriffssituation einsetzen würde. Dabei geht es eben darum, uke nach vor auszuführen und so in die Angriffstechnik des Gegners hineinzugehen. Diese Form funktioniert nur dann, wenn man die Absicht des Gegners erkennt und erfordert dann ein Höchstmaß an Entschlossenheit. Der Sensei erklärt uns, daß das Üben des Karate do - vor allem auch im Kihon - bei jeder Technik von dem Gedanken des Ippon getragen sein muß, der "abgeschlossenen Technik". Wesentlich waren auch seine Ausführungen, beim Üben alle unnötigen Bewegungen wegzulassen, nur das "Nützliche" zu trainieren, ein Gedanke, der auch im täglichen Leben des Karateka durchaus seine tiefe Bedeutung hat.

Am Samstag ab 19.30 Uhr war im GH Gruber in Schwanenstadt dann der Tisch reich gedeckt für eine gemeinsame feierliche Rückschau auf die letzten 20 Jahre dieses Lehrganges und der Entwicklung im Karate do in Schwanenstadt und Wels. Gleich zu Beginn bedankte sich die Stadt Schwanenstadt, vertreten durch VzBgm Ing. Mag. Hochreiner mit einer Spende von 75€ für das Engagement der letzten 20 Jahre. Unser Sensei Ewald Roth - der diese Lehrgänge 1991 ins Leben gerufen hat - erzählte uns dann in einer sehr emotionalen Rede über die gemeinsamen Erlebnisse und Wege mit dem Menschen, der sein Karate-do-Leben am meisten beeinflußt und geprägt hat, eben Sensei Dario Marchini. Der Maestro erhielt dann im tosenden Applaus von Ewalds Eltern als kleinen Dank für seine Beiträge in den Jahren seit Bestehen des Lehrganges eine besondere Form von ki, eine hausgemachte Linzertorte. Ewald selbst hat in den letzten Wochen in nächtelanger Arbeit diese letzten 20 Jahre mit Hilfe von ca. 100 - nunmehr digitalisierten - Videokassetten Revue passieren lassen und dabei zwei Videos für den Abend zusammengestellt, die eindruckvoll diesen gemeinsamen Weg zeigten und die emotionale Bindung zeigen.

Eine besondere Freude konnte Maestro Marchini dann noch am Ende des Lehrganges gemacht werden, als ihm eine Foto-DVD mit extra gestaltenem Jubiläums-Cover, die unser Grafikspezialist Mag. Pepi Derflinger in nächtlicher Arbeit zusammengestellt hatte,  überreicht wurde.

Durch diese Lehrgänge mit Sensei Marchini und Sensei Restelli können wir drei mal im Jahr bei uns in OÖ an einem Karate-Niveau teilhaben, das sicherlich weltweit einzigartig in seiner Tiefe ist und uns Erkenntnisse und Fortschritte ermöglicht, die anderswo nicht erreichbar sind. Wir bedanken uns ausdrücklich bei dir, Sensei Ewald Roth, für deinen rastlosen und unmüdlichen Einsatz in den letzten 20 Jahren, der uns diese tollen Rahmenbedingungen für Karate do ermöglicht hat und freuen uns auf die nächsten Jahrzehnte des gemeinsamen Weges!

HWS