Hochklassiger Karate-Lehrgang in St.Georgen/Attergau

11.01.2009 -

9. Jänner  2009. Mehr als 80 Karateka fanden sich am Freitag abend in der Attergauhalle in St. Georgen ein, um unter Leitung von Sensei Dario Marchini und Sensei Christina Restelli die erste gemeinsame Trainingseinheit des diesjährigen Lehrganges zu absolvieren. Im Zentrum standen fortgeschrittene Kihon-Übungen, wobei die Sensei vor allem auf korrekte Bewegungsabläufe nach vorne und rückwärts in Verbindung mit Arm- und Beintechnik sowie den Einsatz des Hara großen Wert legten. Im zweiten Teil der Lehreinheit wurden die Techniken in Form eines Kumite mit dem Partner gemeinsam geübt - wichtig dabei war vor allem das Gefühl für die richtige Distanz - der zentrale Mittelpunkt dieses Lehrganges.

10. Jänner 2009. Der Trainingstag startete um 10 Uhr, mehr als 170(!) Karate-Sportlerinnen und Sportler füllten die Attergauhalle vollkommen aus. Sensei Marchini verlangte intensive Kihon-Übungen, wobei der Schwerpunkt wiederum die richtige Distanz (maai "Harmonie mit dem Raum") war. Es gibt drei grundlegende Distanzen im Karate-do: to-ma (die große Distanz), maai (die "nützliche" mittlere Distanz) und chika-ma (die kurze Distanz).

In to-ma stehen sich die Karateka mit so großem Abstand gegenüber, dass eine direkte Technik mit dem Arm oder dem Bein nicht möglich ist. Hier herrscht die geringste Gefahr und auch die geringste körperliche und geistige Spannung. Erst durch einen Schritt oder geeignetes suri-ashi ließe sich die Distanz so weit reduzieren, das eine Technik erst möglich wäre. Die mittlere Distanz maai bietet erstmals eine direkte Gefährdung durch das hintere Bein eines Angreifers. Allerdings ist noch keine direkte Technik mit den Armen möglich. Erst in chika-ma ist alles möglich. Hier ist die Spannung von Körper und Geist am größten. Dieser Abstand sollte nicht zu lange eingenommen oder vom Gegenüber aufgezwungen werden. Ohne gutes zanshin kann sich hier schnell die innere Spannung zu einer Verkrampfung wandeln, die der Gegenüber sofort zu seinem Vorteil nutzen könnte. Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist migiri  ("mit dem Auge den Abstand richtig einschätzen/messen"), das dauernde Suchen nach der richtigen Distanz bzw. die Anpassung an die Bewegungen des Gegners.

Der zweite Teil der Vormittagseinheit gehörte dem intensiven Üben von Kata, die Unterstufe trainierte unter Leitung von Sensei Restelli Heian Shodan und Heian Godan, die Braun- und Schwarzgurte beschäftigten sich mit Bassai dai kagi bunkai bzw. Jion kagi bunkai. Auch hier wurde der Fokus auf die korrekte Ausführung der Technik und die richtige Distanz gerichtet.

In der Abendeinheit erarbeitete Sensei Marchini mit den Dan-Trägern Bassai sho bunkai oyo (ein freies Bunkai der Kata Bassai sho gegen mehrere Gegner, im Rahmen dieses "Bunkai Spezial" gegen vier Angreifer). Die Karateka bis einschließlich Braungurt trainierten mit Sensei Restelli intensiv Bunkai der Heian-Kata (Heian Sandan, Nidan, Sandan, Yodan und Godan).

Als Lohn für die Anstrengungen des Tages winkte danach ein überaus wohlschmeckendes und reichhaltiges Buffet im Tirolerhof, das die müden Körper der Karateka wieder gehörig in Schwung bringen konnte.

11. Jänner 2009. In der zweistündigen Vormittagseinheit wurden Bunkai-Möglichkeiten der fünf Heian Kata intensiv trainiert. Sensei Marchini und Sensei Restelli zeigten die vielfältigen Bunkai, die dann mit dem Partner wechselweise geübt wurden. Der Abschluß jeder Anwendungsmöglichkeit war das einmalige Üben der jeweiligen Sequenz mit vollem zanshin und Kime (jeder Partner ein einzige Mal). Sensei Marchini wollte uns damit deutlich zeigen, dass immer die ganze Kraft in der EINEN Möglichkeit der Abwehr bzw. des Gegenangriffes liegen muß, jede noch so kleine Nachlässigkeit oder "Schlaffheit" oder Unaufmerksamkeit verhindert ihre Wirksamkeit und damit den Erfolg im Kampf!



Das von Sensei Marchini und Restelli praktizierte Karate-do ist in seiner Art der inhaltlichen Auseinandersetzung und präzisen Übung (insbesondere der Anwendungsmöglichkeiten) ein wahrlich unerschöpflicher Fundus der Schulung und des Verstehens für jeden Karateka zur Verbesserung seiner Kenntnisse und technischen Fertigkeiten. Es war wieder ein ausgesprochen wertvoller Lehrgang mit einer besonderen Art des Karate-do, den wir hier in St. Georgen  erleben durften - perfekt vorbereitet und betreut vom Team rund um Franz Schachl und Stefan Mayr - herzlichen Dank dafür - wir freuen uns schon auf das kommende Jahr!



HWS